Wer hat Angst vor dem bösen Wolf?
Aus „Rotkäppchen“ und dem musikalischen Märchen „Peter und der Wolf“ kennt ihn jedes Kind, den bösen Wolf. Nun ist er zurück, auch im Bayerischen Wald. In Franken, wo er einst auch zu Hause war, wird er wahrscheinlich die nächsten Jahre auch wieder heimisch werden. Die Diskussion ist groß, auch die Angst, sobald er in der Nähe besiedelter Gebiete gesichtet wird. Aber was tun? Wer den Michel von Lönneberga aufmerksam gelesen hat, kennt eine „alte“ Lösung: Wolfsgruben! Dass solch eine gut erhalten in Schwarzenbruck zu finden ist, weiß kaum jemand..
Völlig unspektakulär liegt die fast verschüttete Grube heute mitten im Wald oberhalb des Kirchweihplatzes. Zu Fuß findet man sie vom Wanderparkplatz aus, am nörlichsten Punkt ca. 20 m Richtung Norden in den Wald hinein (Koordinaten: 49° 21′ 04“ N; 11° 14′ 19“ E) .
Gut erhalten ist sie wohl aus einem einzigen Grund: sie wurde aus dem Sandstein gehauen, kreisrund und genau 3 m im Durchmesser. Im Original waren früher die Gruben wohl bis zu 4 Metern tief. Noch schön zu erkennen ist eine „Unterhöhlung“ des oberen Randes, die verhinderte, dass Tiere aus der Grube flüchten konnten. Um die Tiere in die Grube zu locken war es üblich in die Mitte einen Pfosten zu stellen, um Äste und Reisig für die Abdeckung zu stützen. Als Köder verwendete man lebende, als auch verendete Tiere sowie Schlachtabfälle.
Wolfsgruben waren ab dem frühen Mittelalter eine gängige Jagdmethode. Schon Karl der Große ordnete die Jagd von Wölfen mittels Grube an. Wann genau unsere Grube entstand, kann nicht genau gesagt werden. Jedoch ist sie in einer Karte (Schmidtmeier) von ca. 1650 eingezeichnet. Zu dieser Zeit waren die Mehrzahl der Äcker und wohl auch Weidegründe der Schwarzenbrucker Bauern auf der südlichen Seite der Schwarzach. Eine weitere Wolfsgrube befand sich, grob beschrieben, zwischen dem heutigen Evangelischen Kindergarten und der Katholische Kirche, nödlich der Schwarzach. Diese ist aufgrund Bebauung (und vermutlich schon weit vorher) nicht mehr auffindbar. Mitte bis Ende des 19.Jhd. wurden die letzten Wölfe in Deutschland erlegt, die Wolfsgruben verloren spätestens dann ihre Bedeutung.
Interessant ist auch die Erzählung des Enkels unseres letzten Dorfhirten. Über Generationen wurde der „Beruf“ in seiner Familie „weitervererbt“. Auch die Entstehungsgeschichte unserer Wolfsgrube wurde so mündlich weitergegeben. Es wird berichtet, dass sich in unserem Gebiet, das besonders hart im Dreißigjährigen Krieg umkämpft war, viele Menschen starben. Aufgrund der vielen Leichen vermehrten sich die Wölfe zu dieser Zeit rasant. Um derer Herr zu werden, gab es angeblich einen „Königlichen Erlass“ zum Bau von Wolfsgruben. Leider konnte dies (noch) nicht durch Archivalien belegt werden.
Aufgrund der Seltenheit gut erhaltener Wolfsgruben (vor allem in unserem Raum) verfügt Schwarzenbruck wohl über ein noch unerforschtes archäologisches Kleinod, das von Mitgliedern unserer Gruppe bereits vor zwei Jahren beim zuständigen Bodendenkmalschutzamt gemeldet und sofort unter Schutz gestellt wurde.
S. Gernhart