Die “Bros“, ein Industriedenkmal in Ochenbruck

Die alten Einwohner der Gemeinde können sich sicher noch an das monotone Stampf- “Getös“ der Pulvermaschinen erinnern, welches aus der Bronzefabrik drang und weithin zu hören war.

Das massive Bauwerk am Wehr der Schwarzach mit dem 40 Meter hohen Schlot war ein markantes Wahrzeichen des Orts.

Schon im Mittelalter stand an gleicher Stelle eine Mahlmühle mit 3 Rädern.

1487 erwirkte Paul Seidenschuher, Bürger von Nürnberg, bei Kaiser Friedrich III. die Befugnis, ein Hammerwerk zu errichten. In der Folgezeit wurden die Mühle, ein Sägewerk und wahrscheinlich auch ein Hammer betrieben, jeweils unter wechselnden Besitzern.

1892 kaufte die Firma Lorenz & Cie. aus Nürnberg mit Baron Engelbrecht das Anwesen und errichtete die Bronzefabrik. Das hergestellte Metallpulver bildete den Grundstoff für Bronzefarben, die zu dieser Zeit das Blattmetall fast völlig vom Markt verdrängt hatten. Die Stampfwerke wurden von einem Wasserrad über eine Riementransmission angetrieben. Zusätzlich wurde eine Dampfmaschine angeschlossen, zur Unterstützung der Antriebsleistung bei Niedrigwasser und zur Stromerzeugung. In Friedenszeiten wurden 15 bis 20 Mitarbeiter beschäftigt.

Während des Ersten Weltkrieges wurden in den umliegenden Dörfern Kessel, Pfannen und Geschirr aus Aluminium eingesammelt und in der Fabrik zu Pulver verarbeitet. Dabei mussten viele Frauen des Dorfes die an der Front kämpfenden Männer ersetzen. Das leicht entflammbare Pyro-Aluminium wurde für Munition, Waffen und Sprengstoffe benötigt. Die Herstellung des Pulvers war nicht ungefährlich, da schon ein kleiner Funke eine Staubexplosion auslösen konnte.

1917 ging die Fabrik an den jüdischen Bürger Kirschbaum aus Nürnberg (Firma Georg Benda).

1923 wurde das Wasserrad stillgelegt und eine Turbine eingebaut. Sie erhöhte die Antriebsleistung für die wachsende Zahl der Stampfwerke. Zusätzlich wurde über eine neue Trafostation Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen und der Antrieb der Transmission mit Elektromotoren verstärkt.

1938 gelangte die Bronzemühle im Zuge der Arisierung durch Enteignung an die Firma Carl Schlenk aus Barnsdorf bei Roth. Die Fabrik wurde als kriegswichtiger Rüstungsbetrieb eingestuft und zur Herstellung größerer Mengen Pyro-Aluminium eingerichtet. Zusätzlich wurde Kupferpulver hergestellt, das für Schutzlacke bei Kriegsschiffen verwendet wurde.

Etwa 70 Arbeiter waren während des Zweiten Weltkrieges beschäftigt, darunter auch französische Zwangsarbeiter.

Nach Entschädigung der jüdischen Vorbesitzer hat die Firma Schlenk den Betrieb auch nach dem Krieg weitergeführt bis zur endgültigen Stilllegung 1972. Der Schlot wurde 1974 abgetragen.

Die Ochenbrucker Familie Öder hat ab 1897 über drei Generationen die Werkmeister in der Bronzefabrik gestellt. Fritz Öder (85), der letzte in der Reihe, lebt noch bei guter Gesundheit in seinem Haus am Schwarzachhang, mit Blick auf seine alte Wirkungsstätte.

Heute besteht die Anlage noch aus einem renovierten Gebäude (Architekturbüro, Galerie Pfaff) und einer Fabrikruine. Die Fam. Pfaff betreibt mit der Wehranlage ein Kleinwasserkraftwerk. Die renovierte Francis-Turbine mit dem Generator (42 kW) läuft seit Jahren zuverlässig und erzeugt ca. 160.000 kWh im Jahr. So wird die alte Wehranlage weiter zur umweltfreundlichen Energiegewinnung genutzt. Auch das Wasserrad mit Zusatzgenerator wurde erneuert und ist noch funktionsfähig. Es kann bei hohem Wasserstand zugeschaltet werden, dient aber vor allem als Blickfang im idyllischen Ambiente der historischen Wasserkraftanlage.

G. Ziegler