Die Langweilige Hochzeit zu Schwarzabruck (1594)
Im Sommer 1594 war Schwarzenbruck Tagesgespräch in der Nürnberger High Society, allerdings nicht im Positiven. Der Nürnberger Tuchhändler Endres Schmidtmer (Schmidtmayer) hatte durch seine Heirat mit Margaretha Pfinzing von Marloffstein und nach dem Tod des Schwiegervaters 1572 als Erbe das Schloss Schwarzenbruck erworben.
In den 1590er Jahren kamen seine Söhne in das heiratsfähige Alter und im Jahr 1594 war Endres der Jüngere an der Reihe, die 28-jährige Anna Maria Tucher zur Frau zu nehmen. Über die Hochzeit ist nicht viel überliefert, nur ein Briefabschnitt einer geladenen Frau. Die Nürnberger Patrizierin Magdalena Baumgartner konnte nur alleine nach Schwarzenbruck kommen, denn ihr Ehemann Balthasar war geschäftlich in Italien. Aber sie versorgte ihn durch wöchentliche Briefe mit Nachrichten aus der fränkischen Heimat.
Und am 24. Juni 1594 meldete sie ihrem geliebten Baumgartner zunächst von einer Hochzeit aus Nürnberg, wo es voll abgegangen ist (Originalton!):
Denn die Herrla haben vom Frühmal bis zum Nachtmal auf dem Söller (offenes Obergeschoß) heraus getrunken und es ist so ein heißer Tag gewesen, daß ihrer gar wenig zu Fuß seyn heimgegangen.
Im Gegensatz dazu beschreibt sie dann: Bei Schmidtmers aber zu Schwarzabruck ist eine langweilige Hochzeit gewesen. Der Preutigum hat sich zu Fruh so betrunken, daß er am Abend nit zu Tische kam, so seltsam, daß die Braud also alein am Tisch saß. Ein Dafel Mener, ein Dafel Weiber.
Der junge Andreas (Endres) Schmidtmer hatte sich also am Morgen schon so betrunken, dass er bei der Feier am Nachmittag nicht mehr teilnehmen konnte.
Das dürfte nicht nur seiner Braut Anna Maria Tucher missfallen haben, die dann den Rest der Feier alleine verbringen musste. Es hat sicher ihre Verwandtschaft und manch andere Gästen verärgert. Da waren die Mutter der Braut, Anna Tucherin, Anna Marias ältere Schwestern Katharina mit Ehemann Karl Schlüsselfelder und Clara, Frau des Christoph Behaim und der jüngere Bruder Jobst. Vor allem aber war es eine Schande für die Eltern des Bräutigams, den alten Endres Schmidtmer und seine Frau Margaretha Pfinzing und ihren zahlreichen Kindern. Das ihm so etwas passieren musste, dem vermögenden Unternehmer! Bei der letzten großen Steuerschätzung vor 15 Jahren landete er unter den 200 reichsten Nürnbergern auf Platz 40. Er handelte nicht nur mit Tuchwaren, sondern war auch mit den Welsern, Imhof und Pfinzing an der
Gräfenthaler Saigerhandelsgesellschaft beteiligt. Also an einem Unternehmen das im Thüringer Wald Rohkupfer veredelte und verarbeitete.
Trotz der Blamage an seiner Hochzeit, scheint aus dem betrunkenen Bräutigam von 1594 Endres Schmidtmer, ein brauchbarer Geschäftsmann geworden zu sein. 1601 übernahm er mit seinem Bruder Hans Jobst die Anteile ihres Vaters an dem Gräfenthaler Kupferunternehmen. Sonst ist von seinem Leben nicht viel überliefert.
1629 starb Endres Schmidtmayer der Junge nach 35 Jahren Ehe mit seiner Frau Anna Maria Tucher und bekam ein Totenschild in der St. Lorenzkirche in Nürnberg. Dort hängt es noch heute gleich rechts vom Eingang in der Schmidtmayer-Kapelle in der 4. Reihe rechts außen.
W. Stadelmann
Literatur:
Johann Gottfried Biedermann, Geschlechtsregister des Hochadelichen Patriciats zu Nürnberg, Tabulae 406, 497.
Reichswaldblätter Mai 1938 (Zitat Brief)
Walter Bauernfeind, Die reichsten Nürnberger Bürger 1579 und ihre Stellung in der reichsstädtischen Gesellschaft, Jahrbuch für fränkische Landesforschung: Bd. 60. (2000), S. 218.
Ekkehard Westermann, Die Nürnberger Welser und der mitteldeutsche Saigerhandel, in: Mark Häberlein, Johannes Burkhardt (Hrsg.): Die Welser – Neue Forschungen zur Geschichte und Kultur des oberdeutschen Handelshauses, Berlin 2002, S. 253 f.