So war unsere Kirchweih in der „guten“ alten Zeit Ein nostalgischer Rückblick
Früher wurde bei uns die Kirchweih zur gleichen Zeit wie in Feucht gefeiert, da die Gemeinde Schwarzenbruck zur Pfarrgemeinde Feucht gehörte.
In dem Salbuch von Schloss und Dorf Schwarzenbruck von 1568 lesen wir: “Wann zu Feucht Kirchweih ist, nämlich um S. Jacobi, so ist sie auch zu Schwarzenbruck. Jedoch gebraucht man sich anderer Kirchenschützer oder Tänz alda.“
Es war üblich, dass die Gutsherrschaft vor dem Fest den Kirchweihschutz (Kirchweihfrieden) verkündete. Dieser besagte, dass das Fest friedlich ablaufen solle und etwaige Übertretungen von der Herrschaft sofort und streng geahndet würden. Der Aufruf war durchaus verständlich, denn das Kräftemessen der jungen Burschen mit einer Rauferei war auch in jüngerer Vergangenheit keine Seltenheit. Über die Unterschiede der Tänze ist dagegen nichts überliefert.
Bekannt ist der historische Streit um den Kirchweihschutz in Affalterbach. Der Ort mit der Wallfahrtskirche befand sich gegenüber dem Weiler Fröschau, auf der südlichen Seite der Schwarzach, in der heutigen Kappelflur. Im Jahr 1502 eskalierte dieser Streit zum Krieg zwischen der Reichsstadt Nürnberg und der Markgrafschaft Ansbach. Der Ort wurde dann im zweiten Markgrafenkrieg 1556 und schließlich 1632 im 30-jährigen Krieg völlig zerstört und nicht wieder aufgebaut.
1792 kam unser Gebiet, zwischen Nürnberg und Altdorf unter preußische Verwaltung. Damit wurden zwangsweise viele Kirchweihtraditionen verboten, unter anderem der Kirchweihbaum. Als Franken dann 1806 zu Bayern kam, wurde auch der Kirchweihschutz als mittelalterliches Relikt endgültig abgeschafft. Es war immer wieder zu Streitigkeiten über die Zuständigkeit gekommen. Nach Fortfall der herrschaftlichen Schutzausübung konnte sich im 19. Jahrhundert das Brauchtum dann frei entwickeln. Die Kirchweih wurde ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Sie bot eine gute Gelegenheit das Dorf von der schönsten Seite zu zeigen. Je besser das Fest organisiert war, desto größer war der Zulauf aus der Umgebung.
1949 beschloss der Gemeinderat, den Termin der Kirchweih um zwei Wochen auf den ersten Sonntag im Juli vorzuverlegen, obwohl es hier (bis 1954) noch keine Kirche gab. Der Grund war profan. Man wollte erreichen, dass am Kirchweihtag die Leute nicht alle nach Feucht laufen. Die Wirtshäuser vor Ort wollten auch ihr Geschäft machen.
Die Kirchweihfeier fand in der “Vor-Bierzelt-Zeit“ in und um die Wirtshäuser statt.
In Schwarzenbruck befand sich der Festplatz im Äußeren Schlossplatz, vor dem Gasthaus Goldener Engel (beim Ulm). Hier wurde der Kirchweihbaum aufgestellt, bewacht und der Betz ausgetanzt, wie heute noch üblich. Die Kapelle Sturm spielte fränkisch auf. Später kamen dazu Schiffschaukel, Karussell und Buden, die aus Platzgründen an den Plärrer verlegt wurden. Für den Kirchweihtanz bot dann die 1959 fertig gestellte Turnhalle am alten Sportplatz einen passenden Saal mit Bühne. Die Kapelle spielte Foxtrott und Swing für die Jungen und Walzer und Polka für die Älteren. Das Kirchweihgeschehen verlagerte sich damit zunehmend zum alten Sportplatz, wo ab Ende der 1960iger Jahre auch ein großes Bierzelt und Fahrgeschäfte aufgebaut wurden. Vereinzelt fand dort auch noch das Baum-Austanzen statt. Nach 1980 entstand schließlich der heute bekannte Kirchweihplatz mit Bierzelt an der Schwarzachinsel im Unterdorf. Dieses Areal war der Gemeinde Schwarzenbruck von Graf Roland von Faber-Castell zur 950-Jahr-Feier 1975 geschenkt worden.
Den meisten Bewohnern der Gemeinde ist wahrscheinlich nicht bekannt, dass auch in Ochenbruck bis in die 50iger Jahre Kirchweih gefeiert wurde. Die ältere Generation im Ort und in der Umgebung kann sich sicher noch erinnern. Die stattlichen Gasthäuser Schwarzer Adler (Hart) und Hochreiter (im Krieg zerstört, nach dem Krieg Schuler) hatten ihre Eingänge in traditioneller Weise mit Birkenzweigen geschmückt und waren zum Empfang der Gäste gerüstet.
Jung und Alt kamen in großer Zahl, auch aus den Nachbarorten, denn die Kirchweihen waren damals, als noch der Kirchenkalender galt, eine der wenigen Tage im Jahr wo öffentlich gefeiert und getanzt werden durfte.
Junggesellen nutzten die Gelegenheit zur Brautschau. Geschäftsleute mussten sich sehen lassen und “Zeche machen“, Verwandte kamen zum Familientreffen. Das Bier floss reichlich, die Kirchweihgerichte waren deftig, die Küchla evangelisch (viereckig und bauchig). Im Wirtsgarten beim Hochreiter, unter den hohen Linden, war eine Bühne aufgebaut, die Kapelle lud mit Dreher und Zwiefachen zum Tanz. Zu späterer Stunde wurden Kirchweihlieder gesungen, die zu der Zeit den alten und jungen Sängerfreunden noch geläufig waren. Im Saalbau des Schwarzen Adlers fand der traditionelle Kirchweihtanz statt. So manches Ehepaar hat sich dort kennengelernt. Auf halbem Weg zwischen den beiden Gasthöfen befand sich der Kirchweihplatz, wo sich die Kinder tummelten. Im Hof des Geismann-Bierlagers (heutiges Hotel Hellmann) drehte sich das Kettenkarussell. Davor, am Ochenbrucker Plärrer, standen Schiffschaukel, Schießbude und Verkaufsstände mit Süßigkeiten. Die Kinderanimation beschränkte sich noch auf einfache Angebote, wie Sackhüpfen oder Wurstschnappen. Heute ist diese Form der Wirtshaus- oder Straßenkirchweih in Schwarzenbruck oder Ochenbruck gar nicht mehr denkbar, da die traditionellen fränkischen Wirtshäuser nicht mehr existieren. Zum anderen tendiert die Jugend zu Festivals mit populärer Musik die nur in einem großen Bierzelt mit Volksfest-Charakter realisiert werden können. In Altenthann, Burgthann oder Altdorf kann man jedoch die “alte“ Kirchweih noch erleben.
A. Frister und G. Ziegler
Quellen: Gemeindearchiv und Mittelfränkische Heimatkunde: Brauchtum in Mittelfranken, 1986; Bilder: Gemeindearchiv