Wie alles begonnen hat „Die Königsurkunde vom 6. Mai 1025“

Der damals neugewählte König Konrad II. stellte am 6. Mai 1025 in Schwarzenbruck eine Urkunde für den Bischof Egilbert von Freising aus. Das Schriftstück hat mit dem Ort Schwarzenbruck weiter nichts zu tun, als dass es hier niedergeschrieben und beglaubigt wurde. Warum geschah das gerade in Schwarzenbruck?

Der König, auf dem Ritt von Regensburg nach Hessen begriffen, nahm an diesem Tage kurzen Aufenthalt in unserem Ort und zwar vermutlich in dem Gelände des heutigen Schlosses. Zwei Tage vorher, am 4. Mai, hatte er noch in Regensburg eine Urkunde ausstellen lassen, tags zuvor, am 5. Mai, in Berehardeshuson (Beratzhausen). Und vom gleichen Tag, dem 6. Mai, an dem er sich in Schwarzenbruck aufhielt, datiert noch eine Urkunde, die er in Mögeldorf dem Kloster Tegernsee zukommen ließ.
Der König hatte es also eilig: in zwei Tagen legte er mitsamt seinem Gefolge die Strecke von Regensburg über Beratzhausen, Schwarzenbruck nach Mögeldorf zurück, insgesamt an die 120 km, was einem Tagesdurchschnitt von etwa 60 km entspricht, bei den damaligen Straßenverhältnissen eine erstaunliche Leistung. Denn der König ritt ja nicht allein, sicher waren auch Trosswagen dabei, bepackt u. a. auch mit der Einrichtung der kaiserlichen Kanzlei.

Die Schwarzenbrucker Urkunde ist leider nicht im Original erhalten, sondern nur in Abschriften, die älteste stammt von etwa 1150. Der Inhalt der Urkunde sei hier in Kürze mitgeteilt: Der König schenkt dem Freisinger Bischof Egilbert fünf nördlich der Donau gelegene Güter. Wie alle damaligen Urkunden ist auch dieses Dokument in Latein abgefasst. Um uns ihr Aussehen und ihren Aufbau vorstellen zu können, zeigen wir die Originalurkunde Konrads, die er am gleichen Tag in Mögeldorf für das Kloster Tegernsee ausstellen ließ. Ohne Zweifel bot das in Schwarzenbruck ausgefertigte Stück dasselbe Bild. Denn der Aufbau der Königsurkunden war stets streng konventionell.

Die Urkunde beginnt nach altem Herkommen in feierlicher Weise mit der Anrufung Gottes: „IN NOMINE SANCTAE ET INDIVIDUE TRINITATIS“ (Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreieinigkeit), dann folgt Name und Titel des Ausstellers: „CHUONRADUS DIVINA FAVENTE CLEMENTIA REX“ (Konrad, König durch das Wohlwollen und die Milde Gottes). Diese erste Zeile ist, um ihrer Wichtigkeit und Würde willen, in Großbuchstaben (Majuskeln) niedergeschrieben. Für den eigentlichen Text des Rechtsgeschäftes ist die damalige normale Urkundenschrift verwendet. Erst das sog. Schlussprotokoll nimmt wieder die Majuskelschrift auf. Es heißt da: „SIGNUM DOMNI CHUONRADI SECUNDI REGIS INVICTISSIMI“ (das Zeichen des unbesiegten Königs Konrad) mit dazwischenstehendem Monogramm, einem Gebilde, das alle Buchstaben seines Namens, nämlich C, H, V, O, N, R, A, D, V, S enthält. Der Schreibanteil des Königs an der ganzen Urkunde ist der „Vollziehungsstrich“, der waagrechte Strich in diesem Monogramm; man sieht deutlich, dass er nicht von der geübten Hand des Schreibers der Urkunde ist. Es folgt die sog. Rekognitionszeile: „OVDALRICUS CANCELLARIUS VICE ARIBONIS ARCHICAPELLANI RECOGNOVI“ (ich, Udalrich Kanzler, habe die Urkunde an Stelle des Erzkaplans Aribo geprüft). Die Datumzeile lautet: „DATA II. NON. MAI INDICTIONE VIII, ANNO DOMINICI INCARNATIONIS MXXV, ANNO VERO DOMNI CHVONRADI SECUNDI, REGIS REGNANTIS I; ACTUM MEGELENDORF“ (gegeben an den 2. Nonen des Mai, in der 8. Indiktion im Jahre der Menschwerdung des Herrn 1025, im 1. Jahr der Regierung des Herrn, Königs Konrads; geschehen zu Mögeldorf)

Abschriftlich ist auch die Urkunde vorhanden, die Konrad in Schwarzenbruck ausstellte. Für uns sind die letzten fünf Zeilen von Interesse. Die letzte lautet: „ACTUM SUARZABRUCCA, FELICITER IN DEI NOMINE. AMEN“ (geschehen zu Schwarzenbruck; Glück und Segen im Namen Gottes. Amen). Es soll nicht verschwiegen werden, dass eine andere Abschrift der Urkunde von etwa 1320 den Ortsnamen Schwarzenbruck in dieser Form bringt: „SWARZAHAPRUCA.“ So dürfte es im Original der Urkunde gestanden haben. Die beiden Urkunden, die in Schwarzenbruck und die in Mögeldorf ausgestellte, liegen heute im Hauptstaatsarchiv München, Allg. Staatsarchiv. Sie haben die Signaturen „Kaiserselekt 321 “ (Mögeldorf) und „Freising HL 4, Folio 12” (Schwarzenbruck)
Die Urkunde von 1025 wirft Licht auf die frühen politischen Verhältnisse unserer Gegend. Der König reiste mit Vorzug auf Gebieten, die ihm, dem König oder dem Reich gehörten. Man nimmt an, dass Beratzhausen damals Königsgut war, ebenso Mögeldorf, wo übrigens Kaiser Konrad fünf Jahre später, 1030, nochmals Aufenthalt nahm – eine Reichsfeste Nürnberg bestand damals anscheinend noch nicht. Unser SCHWARZENBRUCK, Burg samt Dorf, blieb in der Folgezeit Reichsbesitz. Noch im Jahr 1791 verlieh Kaiser Leopold Schwarzenbruck an die Stadt Nürnberg. Der Name „Swarzahapruca“ ist zu deuten als Brücke über die Swarzaha (über die Schwarzach). Schwarzach, Schwarzer Ache bedeutet so viel wie Schwarzer Bach. Ähnlich wie heute noch in den Alpenländern das Wort Ache für Bach gebraucht wird, so war es in alter Zeit auch bei uns. Und warum Bruck für Brücke? Im Bayerisch-Österreichischen ist Bruck geläufig (Innsbruck – Brücke über den Inn, Hersbruck – Brücke eines Haderich). Im westlichen und nördlichen Deutschland heißt es dafür -brück, z. B. Osnabrück. Gar nicht weit entfernt von der Brücke über die Schwarze Ache war schon im Mittelalter noch eine Brücke Ochenbruck (alt: Achenbruck – Brücke über die Ache). Also wird der gleiche Bach, der vorher Schwarze Ache heißt, hier einfach als die Ache schlechthin bezeichnet. Auffällig ist aber auch, dass so nahe beieinander (ca. 1 km) zwei Brücken über den Fluss führten, kosteten doch der Bau und die Unterhaltung einer Brücke im Mittelalter viel Zeit, Mühe und Kraft! Da es sich zunächst sicher um Holzbrücken handelte, wird es an Material in der waldreichen Gegend freilich nicht gefehlt haben. Schwarzenbruck war immerhin, wie wir sahen, schon im Jahr 1025 da, Ochenbruck ist als Acherbruck 1332 überliefert. Wir müssen das Nebeneinander der beiden Brücken schon im Mittelalter als Zeugnis einer verhältnismäßig dichten Besiedlung nehmen, die zwei Verkehrswege in solcher Nähe erforderlich machte. Nebenbei: die Sprechform „Ochenbruck“ ist mundartlich zu erklären. Als man das Wort Ache nicht mehr verstand, machte man aus dem Namen „Ochenbruck“ und „Hochenbruck“. Dr. Fritz Schnelbögl, Nürnberg.

Nachtrag

Eine Untersuchung der Verkehrsgeschichte in der Region hat deutlich gemacht, dass das Königsgut zur Sicherung der Brücke am Schwarzachübergang mit großer Wahrscheinlichkeit in die Zeit zwischen 1003 und 1024 zu datieren ist. Das wird unterstrichen durch die Ortsnamenforschung, die in Schwarzenbruck den zweitältesten -bruck-Ort Bayerns sieht. Schwarzenbruck hat also offenbar in den zwei Jahrzehnten nach 1003 seinen Aufschwung genommen und markierte gleichzeitig eine neue Trasse auf der Fernstraße von Nürnberg nach Regensburg. Denn vorher führte seit der Karolingerzeit einer der wichtigsten Fernwege Bayerns aus dem Raum Bamberg über Forchheim und Lauterhofen über die Lauterach und Naab an die Donau, also deutlich weiter östlich.

Walter Stadelmann, Schwarzenbruck